Menschlichkeit in Zeiten von Biotechnologie & Digitalisierung

Braucht die Soziallehre ein Update für das 21. Jahrhundert?

Unzweifelhaft gehören die Prinzipien der Katholische Soziallehre genauso zum Erbgut der CDA wie die Evangelische Sozialethik, aber wem sind Begriffe wie 'Solidarität' und 'Subsidiarität' noch lebendig im Bewusstsein? Und lässt sich die mit der industriellen Revolution verknüpfte Soziallehre auf die Herausforderungen unserer durch die Verwerfungen der Digitalisierung geprägten Gesellschaft übertragen?
Viele interessante Schlaglichter auf diese Fragen zu werfen, gelang dem Referenten des Vortrags- und Diskussionsabends, Dr. Christian Stenz aus Kerken. Allein schon seine ungewöhnliche Biographie machte ihn zu einem besonderen Gast: Heute leitet er nicht nur als Priester die Pfarrei Kerken, sondern engagiert sich auch in der päpstlichen Stiftung „Centesimus Annus Pro Pontifice“ (CAPP), die sich eine an den aktuellen Herausforderungen orientierte Weiterentwicklung der Katholischen Soziallehre zum Ziel gesetzt hat. Bevor Stenz seine Berufung zum Priester verspürte, war der promovierte Jurist viele Jahre im Personalmanagement großer Unternehmen tätig, so auch beim Springer-Verlag – er kennt also mehr als nur eine Perspektive aus eigener Erfahrung.

Nach einem Abriss über Historie und Begrifflichkeiten der Soziallehre, die so manch verschüttetes Wissen wieder zu Tage förderte, stellte Stenz das aktuelle Papier der Stiftung CAPP vor: "Ethik für ein Zeitalter der 'Neuen Dinge'". Es sieht den durch die Digitalisierung bedingten gesellschaftlichen Wandel keineswegs fortschrittskritisch, sondern fordert uns vielmehr zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den neuen uns zur Verfügung stehenden Instrumenten auf, die immer dem Menschen und der Gesellschaft dienlich sein müssen. Bildung und die Möglichkeit lebenslangen Lernens ist dabei genauso ein Schlüsselfaktor, wie eine gerechte Verteilung von Risiken und Erträgen im Geschäftsleben und eine alle Lebensbereiche durchdringende Nachhaltigkeit, im Sinne von Verantwortung für die Schöpfung.

Im Lichte der sich anschließenden lebendigen Diskussion und als Quintessenz des Abends kann festgehalten werden, dass die Soziallehre vielleicht kein Update, aber eine Wiederbelebung und Neuausdeutung braucht. Vor allem braucht sie aber mehr engagierte und laute Fürsprecher, um wieder als Maßstab für politisches Handeln Geltung zu bekommen.

Soziallehre:

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